Wesentlichkeitsanalyse für Bilanzierungsgrenzen
Steckbrief Wesentlichkeitsanalyse zur CO2-Bilanz
Wesentlichkeitsanalyse = Materialitätsanalyse
Zur Bestimmung der wesentlichen Unternehmensemissionen.
Keine doppelte Wesentlichkeitsanalyse wie bei CSRD erforderlich!
Wird i.d.R. alle 3 Jahre wiederholt.
Bevor eine CO2-Bilanz angefangen werden kann, muss erst für das eigene Unternehmen herausgefunden werden, was für die Bilanzierung als wesentlich gilt.
Wir wollen also Grenzen ziehen zwischen wesentlichen und unwesentlichen Unternehmensemissionen, wofür eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt wird.
Für die Wesentlichkeitsbestimmung von Emissionsquellen braucht es anders als für einen CSRD-Bericht keine doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Es wird also nicht in die finanzielle und Impact Materialität unterschieden, was die Analyse weniger komplex macht.
Systemgrenzen einer CO2-Bilanz
Systemgrenzen bestimmen den Umfang, in dem Treibhausgasemissionen in Bezug auf Strukturen & Tätigkeiten des Unternehmens bewertet werden. Hier stellt man sich die Frage, welcher Zeitraum, welche Unternehmensteile und Emissionsquellen für die eigene Bilanzierung relevant sind.
Die Definition der Grenzen ist einerseits laut Greenhouse Gas Protokoll verpflichtend, andererseits auch wichtig für eine konsistente Interpretation der Bilanzergebnisse!
Zeitliche Grenze
Man hat die Wahl das Bilanzjahr entweder an das Kalenderjahr oder an das Geschäftsjahr zu knüpfen. Wichtig ist hierbei, die Methode in künftigen CO2-Bilanzen beizubehalten, um Lücken und Doppelzählungen von Emissionen zu vermeiden.
Der Klimamanager geht von der klassischen Bilanzierung nach Kalenderjahr aus. Wenn ein anderer Zeitrahmen gewählt wird, muss dies im PDF-Report deklariert werden.
Organisatorische Grenzen
Nur wenn ein Unternehmen Konzernstrukturen hat, müssen organisatorische Grenzen festgelegt werden.
Hierbei wird bestimmt, welche Betriebe mit bilanziert werden und in welchem Ausmaß.
Dabei kann man in 3 Entscheidungsansätzen unterscheiden:
Operational Control | Das Unternehmen rechnet 100% der Emissionen der Betriebe ab, über die es die operative Kontrolle hat. |
Financial Control | Das Unternehmen rechnet 100% der Emissionen der Betriebe ab, über die es die finanzielle Kontrolle hat. |
Equity Share | Das Unternehmen rechnet die Emissionen der Betriebe anteilig nach seinem Eigenkapital oder der Geschäftstätigkeit ab. |
Die gängigste Methode ist hierbei der "Operational Control" Ansatz.
Für alle in die Bilanzierung mit aufgenommenen Geschäftsbereiche werden eigene Standorte im Klimamanager angelegt, die separat bilanziert werden können.
Wenn über den "Equity Share"-Ansatz bilanziert werden soll, muss mit der [email protected] Kontakt aufgenommen werden. Wir zeigen Dir dann gerne die Umsetzung im Tool.
Operationale Grenzen
Operationale Grenzen unterteilen die emissionsrelevanten Aktivitäten des Unternehmens nach Wesentlichkeit. Es wird also bestimmt, über welche Emissionsquellen berichtet werden sollen.
Die Emissionsquellen im GHG-Protokoll werden in 3 Scopes und 15 Kategorien unterteilt:
Hierbei muss die Entscheidung getroffen werden, ob Scope 3 berücksichtigt werden soll, und welche Kategorien wesentlich für die Bilanz sind.
Wie hier bereits erwähnt, empfehlen wir immer eine Bilanzierung mitsamt Scope 3, den Lieferkettenemissionen. Insbesondere aber in folgenden Fällen sollte Scope 3 in die Bilanz aufgenommen werden:
Wenn man durch die CSRD dazu verpflichtet ist.
Aus Konsistenzgründen, wenn man künftig Scope 3 bilanzieren wird.
Wenn es durch Stakeholdern gefordert wurde.
Wenn man produziert, denn dann sind hier die größten Emissionsquellen.
Wenn Klimaneutralität angestrebt wird.
Wesentlichkeitsbestimmung der Bilanzkategorien
Anhand der Entscheidungshilfe lässt sich vorhersehen, in welchen Kategorien in deinem Unternehmen vermutlich Emissionen zu finden sind. Nur weil jedoch Emissionen in dem Bereich existieren, heißt das nicht, dass diese auch wesentlich für deine Bilanz sind.
Kriterien zur Wesentlichkeitsbewertung
Um einschätzen zu können, ob die Emissionen einer Kategorie für dein Unternehmen relevant sind, betrachtet man mehrere Kriterien. Die Kombination der Kriterien Einfluss, Signifikanz, Geschäftliche Risiken und Chancen, Stakeholder-Ansprüche und Bezug zu Kerngeschäft der Emissionsquelle geben Aufschluss darüber, ob die Kategorie wesentlich ist.
Kriterium | Frage | Grund |
Einfluss | Wie sehr kann ich die Emissionsmenge beeinflussen? | Emissionsreduktionsmaßnahmen sollten in Bilanz sichtbar werden. |
Signifikanz | Wie groß sind die Emissionen vergleichend zu den Gesamtemissionen? | Arbeit soll in Bereichen vermieden werden, wo eine geringe Emissionslast besteht. |
Geschäftliche Risiken und Chancen | Beeinflussen diese Emissionen meine geschäftlichen Risiken und Chancen? | Wenn Emissionen oder deren Kosten in dem Bereich erwartbar steigen werden, sind diese für die Konsistenz schon jetzt wesentlich. |
Stakeholder-Ansprüche | Erwarten Stakeholder einen Emissionsbericht zu dieser Tätigkeit? | Grundregel: Wichtig für Stakeholder, wichtig für dich! |
Bezug zu Kerngeschäft | Sind die Aktivitäten der Emissionsquelle Teil des Kerngeschäfts? | Wenn das Geschäft nicht ohne diese Tätigkeit besteht, werden weiterhin Emissionen anfallen. |
Die Wesentlichkeitsmatrix
Das Resultat wird die Wesentlichkeitsmatrix sein. Ein Beispiel mit einem Dienstleistungsunternehmen bei einer Skala von 1 (nicht wesentlich) bis 5 (wesentlich) kann so aussehen:
Kategorie | Einfluss | Signifikanz | Geschäfts-risiken | Stakeholder | Kern-geschäft |
Geschäfts-reisen | 5 | 4 | 2 | 3 | 1 |
Abfall | 3 | 1 | 1 | 2 | 1 |
Um festzustellen, ob die Kriterien ausreichend zutreffen und die Kategorie somit wesentlich ist, müssen Schwellenwerte gefunden werden. Diese können vom Unternehmen selbst festgelegt werden, sollten jedoch nicht zu niedrig sein, insbesondere im Hinblick auf ein Audit.
In der obigen Wesentlichkeitsmatrix sind die Geschäftsreisen wesentlich, während man über die Abfallemissionen streiten könnte.
Man sieht: Hier wird noch mit eigenen Schätzungen gearbeitet, die aber auf Recherchen beruhen sollten. Mit Hilfe von Hochrechnungen und Benchmarks kann eine legitime Schätzung vorgenommen werden.
Am Ende der Wesentlichkeitsanalyse sollte klar sein, welche Kategorien berichtet werden müssen. Auch für nicht wesentliche Kategorien sollte klar argumentiert werden können, warum sie nicht wesentlich sind.
Wenn eine Kategorie als nicht wesentlich eingeschätzt wurde, muss das laut GHG-Protokoll in der Bilanz erklärt werden.
Unterstützung zur Wesentlichkeitsanalyse
Eine Wesentlichkeitsanalyse wird häufig mit externer Unterstützung gemacht, da die Außenperspektive in der Bewertung wertvoll ist. Wir empfehlen speziell in folgenden Fällen eine Begleitung von Nachhaltigkeitsexpert*innen bei der Analyse:
wenn auch die Bilanzerstellung extern unterstützt wird.
wenn der CO2-Bericht für die CSRD-Richtlinie erstellt wird.
wenn intern keine Erfahrung in der Wesentlichkeitsanalyse besteht.
Gerne können wir unterstützen. Komm dafür auf die [email protected] zu und wir machen dir ein Angebot.
Hast du noch weitere Fragen oder Feedback?
Auch dann sind wir über die [email protected] für dich da!
Dein Klimahelden-Team